Alles, was danach geschah, muss ich aus den Gesprächen meiner Menschen rekonstruieren.
Was ich aber sofort verstand war, dass meine geliebte Schia erst kurz vor Mitternacht wieder an meiner Seite saß. Sie roch so fremd. Es erinnerte mich an den Geruch von damals, als ich entmannt wurde. Mich schauderte. Was hatten sie ihr angetan?
Doch zunächst war ich froh, dass sie lebte. Sie schien ein wenig verwirrt und hatte einen eigenartigen Verband an ihrem rechten Hinterpfötchen. Ich versuchte sofort, sie von dem Ding zu befreien. Das konnte nicht gut für sie sein. Aber meine Menschen flippten aus und schrien mich an. MICH!
Am nächsten Tag erzählte einer der Menschen am Telefon, dass sie in einer Tierklinik gewesen waren, etwas außerhalb von München. Dort hatten sie lange warten müssen. Dann sei Schia geröngt worden. Man hatte auf dem Röntgenbild erkennen können, dass einer der extrem zarten Knöchelchen in dem Bereich, der bei Euch Menschen Mittelfuß heißt, gebrochen war. Die Ärztin fand wohl, dass eine Operation keinen Sinn machte, darum hatte sie den Bereich vorsichtig mit Holzstäbchen, Watte und einigen Lagen eines Tapes fest umwickelt. Nach einer Woche sollte der Verband beim Tierarzt gewechselt werden und nach weiteren zwei Wochen, konnte er endgültig entfernt werden.
Ich war ängstlich, ob meine Schia wieder mit mir auf Streifzüge gehen könnte. Sie, jedoch, war recht entspannt und hoppelte munter an meiner Seite. Abends bekam sie meist ein Schmerzmittel mit einer Spritze ins Maul gespritzt. Danach war sie meist müde, aber auch sehr sehr entspannt. Schade, dass es mir nicht mehr möglich war, die Situation auszunutzen – wenn Ihr wisst, was ich meine.